„Seit vielen Jahren bilden ‚Kästen‘ die Grundlage für meine Objektbilder. Anfangs durchaus auch freie, dann aber zunehmend sehr geometrische Formen. Gearbeitet aus Holz oder starker Pappe sind einige mit Nessel bespannt, andere direkt bemalt. Die Farben werden in einem sehr langwierigen Verfahren Schicht um Schicht aufgetragen und teilweise wieder weggenommen. Vielschichtige Farbkompositionen entstehen, die als Körper – als ‚Gegenüber‘ – wahrgenommen werden. Es sind keine Bilder im herkömmlichen (zweidimensionalen) Sinne. Sie sind einerseits das was sie sind: Kästen, die an allen Flächen bemalt sind (außer der, die zur Wand zeigt). Andererseits sind sie doch so viel mehr als pures Material: Erinnerung, ein Gefühl, ein Klang, eine Stimmung ohne direkten Gebrauchs- oder Erinnerungswert. Die Arbeiten werden liegend bemalt; von allen Seiten kommend. Es gibt noch kein unten und oben, kein links oder rechts. Erst wenn das fertige Objektbild an der Wand – und sie alle brauchen die weiße Wand als sie umgebende Fläche – hängt, ist das Oben oben und das Unten unten.“
V.S.
Herzlichen Dank Herr Hochmuth, auch ich begrüße Sie ganz herzlich und bitte Sie meine etwas angeschlagene Stimme zu entschuldigen.
Es ist mir eine Ehre, eine Freude und ein Anliegen hier heute zu Ihnen zu sprechen.
Ehre, weil ich die Arbeiten von Volker Schönhals schon seit einiger Zeit sehr schätze und weil dieser tolle Ausstellungsort die Kraft der Kunstwerke verstärkt. Freude, weil ich diese Ausstellung für eine ganz besonders gute und herausragende Ausstellung in Sachen Malerei im Allgemeinen halte. Mein Anliegen ist es daher, Ihnen etwas über meine Gedanken zu den Arbeiten mitzuteilen.
Ich habe meine kurze Einführung in drei Teile gegliedert:
1. Diese schöne Farbigkeit!
2. Werkgruppen und Einzelarbeiten
3. Wie klingt solche Malerei
Diese schöne Farbigkeit!
Nun – ich beginne mit Claude Monet. Bei den Monet-Ausstellung Ende 2009 im Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal und auch im Frühjahr 2015 im Städelmuseum in Frankfurt fiel mir auf, dass Besucher immer wieder von „dieser schöne Farbigkeit“ der Bilder Monets sprachen.
Das Museum Fondation Beyeler in Riehen bei Basel zeigt nach 20 Jahren und 6 Millionen Zuschauern zum Jubiläum jetzt gerade auch eine Monet Ausstellung und bewirbt diese auf ihrer Internetseite mit einem Kurztrailer, bei dem man – Wasser plätschern hört und – eine französisch flüsternden Damenstimme. „Eine Ausstellung zum Träumen.“ Sagt der Kurator: Kontemplativ, mit einer magischen Aura.
Ja richtig, Monets Bilder sind zum Träumen schön, die Impressionisten waren mit ihren Farbeindrücken Ihren Farbimpressionen in ihrer Zeit wegweisend, sie lehrten die Betrachter subjektive Farbeindrücke zu empfinden. Das der Epoche den Namen gebende Bild „Impression soleil levant“, von Monet entstand 1872. Wir sind hier aber heute 145 Jahre später.
Diese Arbeiten von Volker Schönhals sind eben nicht einfach nur kontemplativ: beschaulich, besinnlich, in sich gekehrt. Hier in dieser Ausstellung geht die Farbe einen gewaltigen Schritt weiter. Bei diesen Arbeiten tritt die Farbe nicht nur vor die Leinwand, die Farbe macht das Seherlebnis. Sie tritt weit aus der Oberfläche direkt in das Sehzentrum des Betrachters. Ja das Auge nimmt den Sehmoment auf, aber das eigentliche Sehen entwickeln wir im Gehirn. Beim ersten Rundgang durch diese Ausstellung sollten auch Sie wahrgenommen haben, das einige Arbeiten Sie persönlich sehr schnell ansprechen. Ihr erster suchender Blick auf die Bilder bekommt sozusagen ein Blitz-Feedback. Dem sollten Sie nachgehen – Wenn ein Schwimmer den Absprung vom Startblock gut ausgeführt hat, beendet er ja auch nicht sein tun, sondern er schwimmt dann auch durch das Medium Wasser.
Das sollten Sie auch tun. Sie erleben hier zwei Dinge:
1. Was macht die eine Farbe mit der anderen
und 2. Was macht das Bild mit mir, mit Ihnen selbst.
Das Bild dort (zeigen) ist nicht Schwarz Rot Gold, und so hat es auch rein gar nichts mit der Deutschlandfahne zu tun. Wenn ich Sie nach den Farben dort fragen würde, würden Sie das rechte vielleicht mit ist Gelb, Rot und Schwarz und das nebendran mit Schwarz, Blau, Grün bezeichnen, aber das Schwarz ist gar kein schwarz und das Gelb und das Grün sind doch eigentlich viele Farben. Die Zapfen unserer Netzhaut sind für die Farbwahrnehmung verantwortlich, aber sie sind leider nicht sehr Lichtempfindlich. Das heißt wir müssen uns auch auf das gesehene der Stäbchen einlassen und beide Eindrücke zusammenfassen, um eine uns befriedigende Farbe zu sehen. Das tun wir verschieden, somit sehen wir also auch verschieden. Wenn ich Ihnen von der mich beeindruckenden Farbigkeit dieses Schwarz dort unten erzähle, sagen Sie vielleicht ich finde das Grün dort oben viel spannender. Menschen reagieren so verschieden auf Farben, manchmal reagiert auch der Menschliche Körper. In der Hauklinik Gießen hing im Besprechungszimmer des Kliniksleiters ein großes Bild mit einem gefüllten runden roten Kreis darauf. Der Professor sagte mir: Ich musst das Bild abhängen, da mehrere Patienten sagten, mit meinen Hautproblemen kann ich nicht unter diesem Bild sitzen und über meine Haut reden. Genau um diese Gefühle geht es. Es geht also um mehr als um das Bild alleine, es geht um das was zwischen Kunstwerk und Betrachter passiert.
Joseph Beuys hat dies mit dem Begriff „Soziale Plastik“ benannt. Das was zwischen dem Werk und dem Betrachter entsteht ist ein eigenes Werk, und da es sich im Raum vollzieht ist es wie eine dreidimensionale Skulptur, eine Plastik. Soziale Plastik nennt Beuys es, weil diese Plastik ja durch das Miteinander von Menschen entsteht. Mark Rothko spricht in diesem Zusammenhang von „einer vollkommenen Erfahrung zwischen Bild und Betrachter“. Diese hier zu sehenden Arbeiten von Volker Schönhals fokussieren auf das Miteinandervon Betrachter und Werk.
… Wenn Sie einem solchen Bild gegenüber treten lebt es durch die Gemeinschaft mit dem Betrachter – es weitet sich aus – und beschleunigt in den Augen eines empfindsamen Betrachters
Bis 1987 studierte Volker Schönhals Visuelle Kommunikation und Malerei an der Hochschule für Gestaltung HFG Offenbach, bei Professor Klaus Staudt, der lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und wurde bekannt mit seriellen geometrischen Reliefs. und bei Imre Kosic, ein ungarisch-deutscher konkret-konstruktiver Grafiker, der hauptsächlich in Schwarz-weiß arbeitete. Übrigens genau die Bildthemen der Sammlung Ruppert hier im Kulturspeicher.
Seit dem Diplomabschluss ist Volker Schönhals tätig als Künstler und als Grafik-Designer.
Seit 2005 ist er Gründungsmitglied und Künstlerischer Leiter des Kunstvereins: Kunstturm Mücke
Seit 2012 künstlerischer Leiter und nun auch im Vorstand des BBK-Hessen
Die großen Tradition der „HESSIALE“ Ausstellungen, Landeskunstausstellungen des BBK Hessen, wären ohne sein Zutun so nicht verlaufen. 2002 in Gießen, 2005 in Kassel, 2009 in Hanau und 2013 in Kleinsassen
Die 12. Landeskunstausstellung Hessiale 2017 wird dann im Sommer in Marburg stattfinden. Auch hier ist Volker Schönhals federführend, ich lade Sie herzlich dazu ein. Eröffnung ist Freitag der 2. Juni 2017 im Fürstensaal des Landgrafenschlosses in Marburg.
Volker Schönhals arbeitet viel und gerne mit Menschen aber auf seinen Bildern scheint er keine Menschen zu malen. Aber er eliminiert auch nicht die menschliche Gestalt in seinen Bildern. Er hat sie durch Farbe ersetzt. Die Farbe hat sehr viel mit dem Menschen zu tun. Sie bewegt, Sie zieht an, sie verunsichert, ist anregend.
Fazit: Rein von der Malerei sehen wir hier dramatische, intime und revolutionäre Kunst.
Werkgruppen und Einzelarbeiten
Die drei großen Arbeiten sind besonders. Sie leben von der Farbigkeit der linken Leinwandhälfte.
Technik: Auf 132,5 cm großen Holzplatten ist ein Nesselstoff aufgezogen der bemalt wurde. Nessel ist ein grobes Gewebe, welches viel Farbe benötigt, fast getränkt werden muss, dadurch ist die Farbe aber auch tief im Gewebe. Im Hintergrund des jeweils rechten Bildes ist eine Fotografie zu erkennen.
Grün/Gelb (Jesus – Grabtuch) [Eine Kopie des Turiner Grabtuchs]
Von der katholischen Kirche wird das Turiner Grabtuch nicht nur als „Reliquie“, sondern als „Ikone“ eingestuft. Es ist damit mehr als ein Kunstgegenstand, es kann als existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten, indirekt auch zwischen dem Betrachter und Gott dienen.
In der Forschung geht man davon aus, dass es im 14. Jahrhundert entstanden ist. Aus dem 14. Jahrhundert sind zudem weitere künstlerisch gestaltete Grabtücher bekannt (ebenso die zugehörige Technik einer Leinenmalerei mit Temperafarbe, die Abbildungen mit ungewöhnlichen transparenten Eigenschaften erzeugt. Eine Radiokohlenstoffdatierung von 1988 hat dies bestätigt.) Das Temperafarbenbild ähnelt einer Darstellung von Jesus vom Maler Giotto di Bondone 1304
Jesus Tod wird mit dem Alter zwischen 35 und 39 angegeben.
Rot/Rotgrau (Keith – Schlafend)
Keith Richards, der Gitarrist der Rolling Stones. Ein Foto der Amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz. Keith Richards liegt zusammengesunken auf einem Stuhl mit geschlossenen Augen, sein Hemd ist an Brust und Bauch aufgerissen, sein rechter Arm hängt lang herunter. Das Foto ist aus dem Jahr 1975, der Zeit von „It’s only Rock’n Roll (But I like it)“ [Album von 1974] Keith Richards lebte damals in einer Beziehung mit dem Fotomodell Anita Pallenberg, die wie er heroinabhängig war.
*18. 12.1943 Foto von 1975 (1975 war er 32 Jahre)
Blau/Grünblau (Che – Ermordet)
Der ermordete Che Guevara in Bolivien. Das Original Foto von Freddy Alborta. Es zeigt, die Leiche auf einem Waschtisch aufgebahrt. Drumherum stehen militärisch gekleidete Personen. Ein Offizier zeigt auf dem nackten Oberkörper das Einschussloch der Patrone und demonstriert damit: Che ist Tod. Es ist, berührend, hat etwas Sakrales und Andächtiges, von dem man nicht genau weiß, woran es liegt. Der Fotograf hat 75 Dollar dafür bekommen. Die einzige Person auf dem Bild, die auf den Betrachter blickt, ist Che Guevara.
Che Guevara starb im Alter von 39 Jahren (*14. Juni 1928 – †9. Oktober 1967 (39 jahre))
http://www.jetzt.de/interview/ein-neues-altes-bild-von-che-guevara-401403
Ich wiederhole mich gerne: Wir sehen also auch vom Bildmotiv her dramatische, intime und revolutionäre Kunst. Sie thematisieren: Schlaf, Tod, Ausruhen, eine Einheit von Schlaf, Tod und Ausruhen – wie eine Wiedergeburt. Die kleinpixeligen Fotoabbildungen aus dem Internet hat Volker Schönhals im Computer richtig bearbeitet um sie auf diese Größe drucken lassen zu können. Darüber sind 20, 30 und mehr meist sehr feine Farbschichten gemalt, zwischendurch hat er sie wieder weggenommen, das musste auch sein, denn die Fotografien darunter waren oft fast nicht mehr zu sehen und dann hat er sie „wiedergeholt“ = Grabtuch
Jedem Bild hat er ein anscheinend abstraktes Einzelbild zugeordnet, sie sind gleichzeitig entstanden. (Übrigens ein Doppelbild sieht man vom Turiner Grabtuch häufig, weil diesem die Negativversion gegenüberstellt, da man darauf anscheinend mehr erkennt.)
Wenn Sie nun den Rechten Teil dieser Bilder näher betrachtet haben werden Sie im Linken Teil viel mehr sehen und dann diese neue Erkenntnis wieder in die rechte Bildhälfte mit hineinnehmen.
Kleinere Quadratische Arbeiten mit dem Titel „Lack“
An den 6 quadratischen Arbeiten möchte ich etwas zum Farbauftrag ausführen. Die hier schwarz bzw. weiß vorlackierten Holzplatten legt Volker Schönhals in die Waagerechte, meist auf Böcke. Er trägt die Farbe mit verschiedenen Pinseln auf, auch mit großen flachen Pinseln. Wir sehen gemischte Farben, die sich überlagern. Flächen liegen übereinander, einiges Schimmert durch. Auf der Rückseite sieht man oft welche Farben alle benutzt wurden. Der Farbauftrag ist nicht vorher bestimmt. Viele Faktoren spielen eine Rolle welche Farben er nutzt. Letztendlich ist die Entscheidung welche er Aufträgt, aber eine sehr persönliche, malerische. In einem Vorgespräch zu dieser Ausstellung sagte er: „Im Grunde genommen ist das Auftragen der Farbe, ein sehr geringer Teil der Arbeit. Was eigentlich am schwierigsten ist, ist die Frage ‚Welche Farbe kommt als Nächstes‘.“ Der Strich, ist in seiner Auftragsspur immer nachvollziehbar. Der Strich beginnt mit dem Aufsetzen des Pinsels (eine rundliche Form), verläuft über seine Länge an den Enden des Pinsels auch mal flüssiger satter als in der Mitte. Der Farbauftrag ist bestimmt, gewollt, vielleicht sogar heftig.
Beim Malen geht Volker Schönhals um das Bild „drumherum“ und erst zum Schluss entscheidet er wo oben ist. Die Bilder sind dann eine Kombination von dem darunter und dem darüber, wenn man eine Weile hinschaut sieht man immer mehr darunter liegende Farbschichten.
Hochformate mit den Quadraten.
Hier hat er abgeklebt, irgendwann das geklebte wieder abgenommen und dann die letzten Schichten über alles gemalt. Es entstehen tolle Beziehungen zwischen den zwei Quadraten, oder besser zwei Würfeln. Die Grundform ist bei Volker Schönhals oft das 2:1. „Diese Zweiteilung werde ich nicht los.“ sagt er. Dieses Format ist dem Menschen sehr nahe gelegen, ein Bett ist oft 2 x 1 Meter. Rothko der auch dieses 2:1 Format nutzte, hat das einmal so begründet: er würde sich an ausgehobene Gruben – als Gräber für die von Kosaken entführten und ermordeten Juden – in den Wäldern von Dwinsk erinnern können.
Da wo Volker Schönhals mehr Farbe aufgetragen hat, ist auch mehr Binder, dadurch sind diese Stellen auch glänzender. Wichtig sind aber auch die Ecken: Die Farben gehen um die Ecke herum. Diese Werke sie sind also Objekte, denn es ist keine Flachware sondern es sind dreidimensionale Kästen die in den Raum hineinragen, die bemalten Seiten sind Teil der Bilder.
An den Rändern und auf der Rückseite der Bilder kann man die Entstehungsgeschichte lesen.
Die drei Hochformate und das eine dort
Mit dem Titel „Linnma“ Der Bildgrund sind vorlackierte Tischplatten eines Schwedischen Möbelhauses. Linnma: Das schwedische Wort „Linne“ bedeutet Leinen, Leinwand
Zwei Hochformate auf Filz
Filzplatten sind ein recht neuer Untergrund in der Arbeit von Volker Schönhals. Das Interessante an dem Filz ist, er reagiert völlig anders. Einerseites saugt er Farbe unglaublich an, andererseits stößt der Filz die Farbe auch ab. Die Poren gehen immer mehr zu, je mehr Farbschichten aufgetragen werden. Die Bilder wirken ganz samtig, die Farbpigmente und den Binder hat er auch filzig, körnig angerührt.
Zusammenfassend kann man Volker Schönhals Objektbilder mit dem folgenden Satz des Malers William Seitz: „Ihnen geht Ausdruck über Perfektion, Vitalität über Vollendung, das Fließende über das Ruhende, das Unbekannte über das Bekannte, das Verschleierte über das klar zu Tage tretenden, das Individuelle über das Gesellschaftliche, das Innere über das Äußere.“
5 Skulpturen
Im Grunde genommen macht er diese Holzarbeiten genauso wie er auch die Bilder macht. Er nutzt zwar Kettensäge, Hobel, schleift mit Maschine und bearbeitet auch viel mit der Hand. Weiß, rot, Naturholz. Auch hier ändern sich die Farben manchmal komplett: Der rote Teil war mal blau. Zwei kleinere Rot Holz und Schwarz Holz, Der Farbübergang ist hier eine dreidimensionale Kerbe. Diese Kerbe trennt und verbindet. Was dazwischen ist ist wichtig, nicht das Oberflächliche. Die Arbeit mit dem Titel „Vogel“ empfinde ich als sehr sinnlich. Die Oberfläche möchte berührt werden. Diese Holzskulpturen sind keine dreidimensionalen Bilder im herkömmlichen Sinne. Sie sind Erinnerung, ein Gefühl, ein Klang, eine Stimmung
Wie klingt solche Malerei
Mark Rothko sagte zu seinem Bild „Homage to Matisse“ ein Hochformat mit zwei übereinander liegenden Rechtecken: Wenn man dieses Bild betrachtet, „geht man in der Farbe auf, wird man vollkommen von ihr durchtränkt“; als ob es Musik sei. Ich kenne Volker Schönhals schon immer als einen sehr musikbegeisterten Menschen. Und der Klang der Farben seiner farbigen Objekte hat soviel mit Musik zu tun. Mit „Peace Trail“ weist uns Neil Young nach fast 50 Jahren Musikgeschichte den Weg. Das zweite Stück des gerade herausgekommen Albums heißt: „I can‘t stop Working“ ein Leitsatz des Künstlers Volker Schönhals. Er arbeitet sehr viel, und auch sehr viel im Künstlerischen Bereich, was ist sein Antrieb?
Well I can‘t stop workin‘
cause I like to work,
when nothing else is going on.
Its bad for the body
but its good for the soul,
Might even keep you breathing
when you lose control.
(Refrain aus dem Titel „I can‘t stop working“ von Neil Young)
Gerade in diesen Jahren, in einer Zeit, in der es in vielen politischen und sozialen Bereichen auf der Welt nicht vorwärts zu gehen scheint, da bewegt Volker Schönhals mit seiner Kunst sehr viel, in mir, und ich hoffe auch in Ihnen.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Würzburg, Freitag, 2017 03 10
Volker Bunte M.A.
Kunsthistoriker und Kunstpädagoge
Bis 9. April zeigt der 1959 geborene Hesse seine abstrakten Bildwerke in der BBK-Galerie im Kulturspeicher. Häufig komponiert aus farbigen Blockstreifen, verweisen sie – der Vergleich drängt sich geradezu auf – auf die reduzierten Bilder des Amerikaners Mark Rothko, des prominenten Wegbereiters der Farbfeldmalerei.
Hauptwerk der Ausstellung ist allerdings Schönhals‘ dreiteilige Bildserie „Konterfei“, die – in Grün, Purpur und Blau – in raffinierter Weise Dingliches durchschimmern lässt. Man muss schon genau hinsehen, um unter dem monochrom glänzenden Farbauftrag das Antlitz Jesu, den schlafenden Rockgitarristen Keith Richards oder den ermordeten Che Guevara auszumachen.
An diesen „Porträts“ zeigt sich exemplarisch Schönhals‘ Arbeitsweise: Er arbeitet in Schichten, fügt Schritt für Schritt Farbe hinzu und nimmt sie durch Schleifen oder Wischen partiell wieder weg. Manchmal trägt der Künstler bis zu 100 Farbschichten auf seine „Objektbilder“ auf, wodurch die Oberfläche oft unregelmäßig changiert und der Entstehungsprozess auf Wochen oder Monate ausgedehnt wird.
Neben den signalhaften Blockstreifen-Bildern, den drei „Konterfeis“ und einigen im Raum angeordneten Holzskulpturen fällt in der Galerie besonders eine vielteilige Quadrat-Serie ins Auge, wo je zwei Quadrate in einem speziellen Verhältnis zueinander stehen: Sie stehen auf-, stürzen in- oder purzeln übereinander – eine Gedankenschleife über ein und dasselbe Thema, die in ihrer (Fast-)Wiederholung Blick und Aufmerksamkeit fesselt.
Zum zwanglosen Durchblättern hält Schönhals eine Kiste mit Filzbildern in der geläufigen Rothko-Ästhetik bereit – fertig gerahmt zum sofortigen Mit-nach-Hause-Nehmen.
Zu Bildtiteln hat der Künstler kein besonders inniges Verhältnis: „Sie weisen oft in die falsche Richtung, vor allem bei Abstraktem“. Folglich lässt er seine Werke gern unbetitelt oder wählt die schlichteste Lösung: Seine Objektbilder auf Ikea-Tischplatten (von den bekannten Tischchen, die jede Studentenbude bereichern) heißen einfach „Lack“.